07 Juli 2020

Sicheres Hören für alle

Eine Initiative der Weltgesundheitsorganisation arbeitet daran, dass in Zukunft alle sicher Hören können.
Sicheres Hören für alle

Arbeitslärm, Freizeitlärm oder laute Musik – wer zu lange zu viel Krach ausgesetzt ist, setzt sein Gehör aufs Spiel. Ein hoher Lärmpegel kann nämlich zu Tinnitus und Schwerhörigkeit führen.

Deshalb hat eine Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Leitlinien veröffentlicht, die dabei helfen sollen, das Gehör aller wirksam vor Hörminderungen zu schützen.

Die neuen Leitlinien

Heutzutage sind sich die Wissenschaftler darüber einig, dass eine Lärmbelastung von durchschnittlich 85 dB(A) von insgesamt acht Stunden Dauer pro Tag zu einer unheilbaren Lärmschwerhörigkeit führt.

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Hör Schwerhörigkeit zu
Hör Schwerhörigkeit zu

Der am Arbeitsplatz verfügbare Gehörschutz, sowie eigene Kopfhörer und persönliche Hörverstärker sollten daher die Lautstärke verlässlich auf einem sicheren Pegel halten können. Als sicher gelten Lautstärken von weniger als durchschnittlich 80 dB über einen Zeitraum von 40 Stunden hinweg.

Persönliche Hörverstärker, die nicht selbst die wöchentliche Lärmbelastung messen können, müssen so eingestellt werden, dass sie Lautstärken jenseits der 95 dB niemals erreichen können. Nur ein sogenanntes „Maximum Output Level” einzustellen ist auf Dauer jedoch nicht empfehlenswert, da dies zu einer höheren Kompression in der ursprünglichen Musikdatei oder bei der Klangverstärkung führen kann. Wird der Pegel zu stark „gepresst”, klingen Töne und Geräusche plötzlich schlechter und unvollständig.

Die Bevölkerung ist gefährdet

Insgesamt sind Richtlinien für sicheres Hören im Industriebereich, sowie für Kopfhörer und persönliche Hörverstärker zu Hause ein wichtiges Werkzeug, um Schwerhörigkeit und Hörschäden vorzubeugen. Die WHO nimmt nämlich an, dass die Bevölkerung auf der Arbeit, zu Hause und in der Freizeit durch Lärm gefährdet ist:

  • Weltweit werden 16 % aller beeinträchtigen Hörverluste, die bei Erwachsenen auftreten, Arbeitslärm zugeschrieben.
  • Weltweit riskieren 1,1 Milliarden Teenager und junge Erwachsene aufgrund falscher Verwendung von Musikabspielgeräten und Kopfhörern, sowie schädlichen Lärmpegeln bei Veranstaltungen, schwerhörig zu werden.
  • Weltweit sind 466 Millionen Menschen von beeinträchtigender Schwerhörigkeit betroffen. Dies entspricht ganzen 6,1 % der Weltbevölkerung.

Die „Make Listening Safe”-Arbeitsgruppe ist eine Initiative der WHO im Rahmen des „World Hearing Forum”.  Aufgabe der Arbeitsgruppe ist, Wege zu finden, die das Hören für alle sicher machen.

Überblick über Richtlinien

Seit 1971 wurden viele Richtlinien zur Verhinderung von Lärmbelastung in der Industrie veröffentlicht:

  • Im Jahre 1971 gab die International Standards Organisation (ISO) den sogenannten „ISO 1999 - Standard“ zur Lautstärkenregulierung innerhalb der Industrie heraus: „Acoustics — Assessment of occupational noise exposure for hearing conservation purposes”. Hier wurde hervorgehoben, dass sich das Risiko einer Lärmschwerhörigkeit ab einem Pegel von 85 dB über acht Stunden pro Tag erhöht.
  • 1972 wurden dann die ersten Leitlinien des amerikanischen Instituts für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (NIOSH, kurz für „National Institute for Occupational Safety and Health“) herausgebracht. Das NIOSH empfahl, dass kein Arbeitnehmer über acht Stunden hinweg Krach von 85 dB oder mehr ausgesetzt werden sollte.
  • Letztendlich veröffentlichte die Europakommission 2003 die Richtlinie „Noise at Work Regulations (Directive 2003/10/EC)“, in der ganze drei Lärmgrenzen festgesetzt wurden, ab denen ein Einsatz von Seiten der Arbeitgeber gefordert wurde: Bei einer Lärmbelastung von 80 dB (A) muss Gehörschutz zugänglich sein. Ab 85 dB(A) ist Gehörschutz Pflicht. Zudem dürfen die Angestellten nicht mehr als 87 dB(A), dem absoluten Limit für Lärmbelastung, ausgesetzt werden.

Auf die Leitlinien für Lärmbelastung am Arbeitsplatz folgten 2010 Empfehlungen für den Lärmschutz bei der Nutzung von persönlichen Geräten, wie Kopfhörern und Hörverstärkern.

  • Die International Technical Commission (ITC) veröffentlichte die ersten Leitlinien für Audio- und Videogeräte (IEC 62368-1). Hier steht: Ein Output-Level persönlicher Musikabspielgeräte von 85 dB(A) oder weniger wird als sicher angesehen, während der LAeq T-Output höchstens bei 100 dB(A) liegen darf.  
  • Mit dem Standard H.870 „Guidelines for safe listening devices/systems” gaben die WHO und die ITU 2018 dann zusammen neue Leitlinien heraus. Laut des H.870 soll die wöchentliche „Lärmdosis“, der sich Personen durch normale Kopfhörer oder In-dem-Ohr-Kopfhörer aussetzen, auf 75-80 dB(A) für maximal achtzig Wochenstunden begrenzt werden.
  • Seit Oktober 2019 können iPhone-Nutzer in der „Apple-Health-App“ den Umgebungsgeräuschpegel überprüfen. Wir hoffen, dass viele Smartphone- und Kopfhörerhersteller bald diesem Beispiel folgen werden.

Die neuesten Leitlinien zum sicheren Hören betreffen persönliche Hörverstärker.

2017 veröffentlichte die Consumer Technology Association die „ANSI/CTA- Standard 2051“-Leitlinien zur „Personal Sound Amplification Performance Criteria”, also zu Leistungsanforderungen persönlicher Hörverstärker. Gemäß den neuen Leitlinien soll das maximale OSPL90 Output Level die 120 dB SPL, gemessen in einem 2cc-Kuppler, nicht überschreiten.

2019 veröffentlichte die ITU die „ITU-T H.871“-Leitlinien zu Sicherheitsanforderungen persönlicher Hörverstärker. Hier gilt:

  • Bei persönlichen Hörverstärkern, die über eine Funktion zur Messung der wöchentlichen Lärmbelastung verfügen, muss der maximale Pegel bei weniger als 80 dB(A) über einen Zeitraum von vierzig Stunden hinweg liegen.
  • Bei persönlichen Hörverstärkern, die nicht mit einer solchen Funktion ausgestattet sind, muss das maximale Output Level fest auf 95 dB(A) eingestellt sein.

Weitere und ausführlichere Informationen zum Thema finden Sie auf: www.entandaudiologynews.com

Besuchen Sie auch die Internetseite der WHO-Initiative „Make Listening Safe“ und AEA-Homepage.

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